GLP-1-Rezeptoragonisten im Fokus: Was die neue Studie zeigt.
Eine aktuelle Studie aus Kanada und Israel, veröffentlicht im renommierten Fachjournal JAMA Ophthalmology, zeigt: Der Wirkstoff Semaglutid oder als sogenannte Abnehmspritze kann bei älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes das Risiko für neovaskuläre altersbedingte Makuladegeneration (nAMD) deutlich erhöhen.
Die Untersuchung basiert auf Gesundheitsdaten von über 139.000 Patienten über 66 Jahren. Bei jenen, die mindestens sechs Monate lang Semaglutid oder verwandte Wirkstoffe einnahmen, war das Risiko für eine feuchte Makuladegeneration mehr als doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe. Dieses Ergebnis ist bedeutsam, da es nicht nur Menschen mit Diabetes betrifft, sondern auch viele, die Semaglutid zur Gewichtsreduktion einnehmen.
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Warum die Abnehmspritze das Auge belasten kann
GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid beeinflussen über verschiedene Mechanismen den Stoffwechsel: Sie senken den Blutzuckerspiegel, verlangsamen die Magenentleerung und führen zu Gewichtsverlust. Diese Effekte sind im Rahmen der Diabetesbehandlung erwünscht – können aber auch ungewollte Folgen haben.
Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass diese Medikamente die Gefäßneubildung in empfindlichen Geweben wie der Netzhaut begünstigen könnten. Das hat Konsequenzen für die Augengesundheit:
- Der erhöhte VEGF-Spiegel (vascular endothelial growth factor), der durch die veränderte Stoffwechsellage beeinflusst werden kann, spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung neuer Blutgefäße in der Makula.
- Kommt es zu Gefäßneubildung in der Netzhaut, können Flüssigkeiten austreten und die Makularegion dauerhaft schädigen.
Netzhautdegeneration als Nebenwirkung?
Die feuchte Makuladegeneration entsteht durch krankhafte Gefäßneubildungen in der Makula, die zu Flüssigkeitsansammlungen und Sehverlust führen können. Diese Form der Netzhautdegeneration zählt zu den häufigsten Ursachen für Erblindung im Alter.
Die nun beobachteten Zusammenhänge werfen die Frage auf, inwieweit Stoffwechselmedikamente, insbesondere bei Langzeitanwendung, unbeabsichtigt zur Beschleunigung solcher Prozesse beitragen.
Semaglutid & die Augen: Wie hoch ist das Risiko?
Die Studienautoren betonen: Auch wenn das absolute Risiko mit 0,2 % über drei Jahre relativ gering erscheint, ist der klinische Impact nicht zu unterschätzen. Der Unterschied zur Vergleichsgruppe (0,1 %) verdoppelt das Risiko – und bei einer Erkrankung mit erheblicher Auswirkung auf die Sehfähigkeit kann das gravierend sein. Besonders gefährdet scheinen:
- Menschen mit bereits bestehenden vaskulären Erkrankungen
- Personen mit früherem Schlaganfall oder zerebrovaskulären Ereignissen
- Patienten mit schwankendem oder dauerhaft erhöhtem Blutzucker
Das Risiko stieg in der Studie mit der Dauer der Anwendung – ein weiterer Hinweis auf die Notwendigkeit, die Therapiedauer kritisch zu reflektieren, insbesondere wenn alternative Maßnahmen zur Verfügung stehen.
Was Menschen mit Diabetes oder genetischer Veranlagung beachten sollten
Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ohnehin ein erhöhtes Risiko für diabetische Retinopathie, Makulaödeme und andere Gefäßerkrankungen des Auges. Die Kombination mit GLP-1-Medikamenten wie Semaglutid könnte dieses Risiko verstärken. Umso wichtiger ist:
- Eine frühzeitige augenärztliche Diagnostik
- Regelmäßige Kontrolle des Augenhintergrundes und der Makula
- Begleitende Maßnahmen wie Mikronährstoffversorgung, Entzündungshemmung und vaskuläre Unterstützung
Gerade bei genetischer Prädisposition für Makuladegeneration (z. B. bei familiärer AMD) sollten auch präventive Strategien diskutiert werden – etwa antioxidative Ernährung, Vermeidung von Rauchen, Bewegung und gezielte Nahrungsergänzung.
Makuladegeneration früh begegnen: Was wir aus der Studie lernen können
Diese Veröffentlichung ist ein wichtiger Baustein in einem größeren Bild: Immer mehr Daten zeigen, dass das Auge ein empfindliches Zielorgan für Stoffwechselveränderungen ist. Die Studie legt nahe, dass Medikamente wie Semaglutid nicht nur lokal im Magen-Darm-Trakt oder bei der Appetitkontrolle wirken – sondern auch Prozesse in der Retina beeinflussen können.
Gerade die feuchte Makuladegeneration kann oft nur mit invasiven Verfahren wie Injektionen behandelt werden. Umso wichtiger ist es, potenzielle Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Die Diskussion sollte deshalb nicht nur in Fachkreisen geführt werden – sondern auch unter informierten Patienten, Therapeuten und Ernährungsberater.
Fazit: An die Netzhautgesundheit denken – besonders bei Stoffwechselmedikamenten
Die kanadisch-israelische Studie verdeutlicht, wie wichtig es ist, bei der Verschreibung von Stoffwechselmedikamenten oder anderen GLP-1-Analoga auch die Augengesundheit zu berücksichtigen.
Besonders Menschen mit bestehenden Augenerkrankungen, Diabetes oder familiärer Veranlagung für Makuladegeneration sollten regelmäßig augenärztlich untersucht werden.
In vielen Fällen lässt sich durch frühzeitige Diagnostik und gezielte Unterstützung – etwa durch die Zufuhr von Antioxidantien, Lutein, Zeaxanthin oder anderen schützenden Mikronährstoffen – eine deutliche Entlastung des Netzhautstoffwechsels erreichen.
EYKÄR bietet dazu begleitende Informationen, praxisnahe Empfehlungen und ausgewählte Mikronährstoffpräparate für Menschen mit chronischen und degenerativen Augenerkrankungen.
Weiterführende Informationen zur Studie und ihrer Einordnung finden Sie auf unserer Studienseite: EYKÄR Studienseite lesen